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Cervo

From Zermatt to Marrakech with Love

14.09.2023

Letzen Freitag hat die Erde im Atlas heftig gebebt, viele Dörfer wurden zerstört, Menschen verloren ihre Liebsten, Hab und Gut - Herzzerreisend. 

Bis nach Marrakech war das Erdbeben spürbar und auch dort gab es Schäden und Opfer, wenn auch viel weniger als in den südwestlichen Bergregionen. Eigentlich sollte es am Sonntag nach Marrakesh an die Pure gehen. Eine internationale Reisemesse mit Hotels, Reisebüros und Journalisten aus der ganzen Welt. Mit viel Feingefühl haben die Organisatoren kommuniziert und entschieden den Event abzusagen. Verständlich - es war nicht an der Zeit über Reisen zu sprechen und zu feiern, wenn ein ganzes Land trauert. Und doch wären die lokalen Hotels, Geschäfte und Restaurants über einen Besuch froh gewesen; irgendwie jetzt erst recht, denn es muss weitergehen und vielen leben von den Touristen und Gästen. Denn eine Ausfallsversicherung oder Fallschirm vom Staat gibt es nicht.  

Nach dem ersten Schock über die traurigen Nachrichten aus Marokko habe ich mir überlegt etwas zu unternehmen, was richtig ist. Nicht gehen, doch gehen, wie helfen? Und ich wollte wissen wie es Freuden und Bekannten geht. Seit dem Umbau 2020 des CERVO Mountain Resorts haben wir einen regen Kontakt mit Marrakech. Sei es für die Einrichtung des Restaurants Bazaars im CERVO, die Uniformen und Artikel im Shop. Im Atlas war ich einige Male trecken, die karge Berglandschaft, die Einfachheit und zugleich tiefe Zufriedenheit der Menschen dort haben mich berührt.    

Hassan, ein Guide aus dem Atlas, hat mir auf meine Whatsapp bald geantwortet. Ich war froh zu lesen, dass es ihm und seiner Familie den Umständen entsprechend gut ging. Betrübt zu erfahren, dass sein Dorf teilweise zerstört wurde und viele Opfer zu beklagen hat. Häuser eingestürzt sind oder wegen starken Schäden und Furcht vor Einsturz unbewohnbar sind. Aus Marrakech erfuhr ich, dass die Situation OK sei und die Schäden sich in Grenzen hielten. 

Nicht gehen, doch gehen, wie helfen? 

Die Frage brannte weiter in meinem Kopf und eigentlich in meinem Herzen. Ich entschied mich zu Gehen und unser Resort Manager Benjamin kam auch sofort mit. Ein Aufruf am späten Samstagabend in Zermatt für Kleider zum Spenden erfolgte und am Sonntag früh war ich bewegt, wie viele Kleider vor meinem Hauseingang waren - herzergreifend.  

Mit 4 grossen Taschen und 2 Zelten, die ich noch vom Camp Pera in Täsch abgestaubt habe, ging es los via Genf nach Marrakech. Hassan war mit seiner Tochter am Flughafen und am Sonntagabend war er retour in seinem Dorf. Ein Tropfen auf einen heissen Stein und dennoch war ich dankbar, dass diese Schnellhilfe funktionierte.  

Für Benjamin und mich ging es nach Marrakech. Die Lebhafte Stadt war stiller als sonst und doch war ihr Puls noch spürbar. An vielen Ecken wurde aufgeräumt und gebaut. Einges war vom Erdbeben, aber viel mehr war es, weil sich die Stadt für eine wichtigen Kongress im Herbst von ihrer schönsten Seite zeigen will. Und vor allem wurden wir angesteckt von der Solidarität, die die Marokkaner unter sich haben. Auf allen Kanälen von WhatsApp über Instagram wurde Aktionen zur Hilfe gestartet.

Der Zusammenhalt ist einzigartig und vielleicht auch nötig um solche schweren Zeiten zu überstehen. Bemerkenswert, wie sich die Bevölkerung selber hilft und muss. Mit vollgepacktem Auto mit Essen, Wasser, Decken, Medikamente und Kleider ging es Dienstag in den Atlas zu Hassan. Eine regelrechte Kolonne an Autos fuhr in die Berge um Freunden und Familien zu helfen. Fürs erste ging es Hassan, seiner Familie und dem Dorf den Umständen entsprechend OK - aber wie lange werden sie in den Zelten wohnen müssen? Und in den kommenden Wochen wird es kälter? Aber soweit denkt man im Moment nicht. Die Menschen sind dankbar für den Moment und das Lachen der spielenden Kinder vergesse ich so schnell nicht - herzerwärmend. 

Nicht gehen, doch gehen, wie helfen? 

Spielt diese Frage eine Rolle? Gibt es richtiges, besseres oder effizienteres Helfen? Keine Fragen, die sich die Marokkaner diese Tage gestellt haben. Sie haben einfach reagiert - aus dem Herzen. 

Neben vielen Endrücken nehme ich dies mit. Ein bisschen mehr Herz schadet uns allen nicht. 

Herzlich
Daniel

www.cervo.swiss
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